Interview

Sonntag, 16. Oktober 2011

“Ich bin pummelig, aber fest!” - Marta von Die Happy im Interview

Kurz vor einem Auftritt nahm sich Die Happy-Frontfrau Marta Jandová die Zeit für ein Interview mit mir und plauderte gut gelaunt über Cover-Songs, Rauchentwöhnung und mehr.

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Marta zeigt, was sie drunter trägt: Bambi-Socken!

Euch gibt es seit mittlerweile 18 Jahren und seit 12 Jahren in dieser Besetzung. Es steht demnächst das 1000. Konzert an. Wenn ihr jetzt mal auf die ganzen letzten Jahre zurückblickt: Was waren da die prägendsten Erlebnisse?
Das ist schwierig zu sagen. Da gibt es natürlich mehrere Punkte... Erst einmal natürlich der große Traum den Plattenvertrag zu unterschreiben, danach ins richtige Studio zu gehen und Monatelang mit einem Top-Produzenten aufzunehmen. Das war für uns wirklich wie... ja, wie träumen und wir wachen dann irgendwann auf und das passiert alles gar nicht. Dann kann ich mich erinnern an das Gefühl, als wir das erste Video gedreht haben und es dann im Fernsehen lief... Ich würde sagen, die Anfangszeit war wirklich am ereignisreichsten, weil man da zum ersten Mal Sachen erlebt hat, die man vorher noch nicht gemacht hat: Bei Rock am Ring zu spielen oder sich die Bühne mit Limp Bizkit, den Deftones oder Muse zu teilen. Das hat man sich gefühlt wie „Alice im Wunderland” . Danach wiederholt sich alles nur noch, aber das erste Mal ist eben immer am Schönsten.
In „Bang Boom Bang heißt es: „Bang boom bang – a bullet in my head – singing supersonic speed again (...)” - Nicht-Fans bringen euch oft immer noch nur mit „Supersonic Speed” in Verbindung, weil es eben euer bekanntester Song ist. Nervt das manchmal? Spielt ihr den Song trotzdem noch gern?
Nee, das nervt nicht. Ich habe mir gerade den Auftritt von Skunk Anansie angeguckt und da war die größte Reaktion bei zwei Liedern, nämlich bei „Weak As I Am und „Hedonism” . Das sind auch alte Songs, aber es ist ja auch meistens so: Wenn du eine Band kennenlernst, dann verbindet man das immer mit einer Euphorie, so wie damals die Skunk Anansie-Euphorie als „Weak as I am” raus kam. Der Song darf einfach nie auf der Set-Liste fehlen. Die Leute werden immer am meisten dazu ausflippen, weil sie es mit dieser Zeit verbinden. Und „Supersonic Speed” darf eben bei uns nicht fehlen. Das haben wir uns noch nie geleistet diesen Song nicht zu spielen.
Wenn ich jetzt mal euer Album „Supersonic Speed” mit „Redbox” vergleiche: Ihr seid eurem Stil im Großen und Ganzen über die Jahre ja doch ziemlich treu geblieben, was positiv gemeint ist. Ist das auch euer Erfolgsrezept?
Wir haben ja schon ein bisschen experimentiert, vor allem auf dem fünften Album, aber kamen dann doch wieder zurück. Ich glaube, das ist das, was die Leute mit uns verbinden und auch das, was uns am meisten Spaß macht.Wir mögen es sehr melodiös, also auch bei den härteren Liedern ist es nie so, dass ich nur einen Ton singe oder schreie – und das ist eben das, wo wir auch am stärksten sind.
Eure Songs schreibt ihr immer zusammen?
Die Texte schreibe ich ganz allein und da will ich auch nicht, dass die Jungs da mit eingreifen, denn Männer haben ja doch eine ganz andere Vorstellung vom Leben als eine Frau. Ich kann doch keine Männertexte auf der Bühne singen! Das geht schlecht. Aber sonst machen wir die Lieder zusammen, entweder beim Jammen oder jeder schreibt für sich die Lieder zu Hause. Ich mache auf jeden Fall immer die lustigsten Demos, weil ich nur schlecht Instrumente spielen kann. Ich mach dann immer alles mit dem Mund. (Sie demonstriert, wie sich das anhört) Die Jungs meinten auch schon, dass man das mal als Bonus auf das Album packen müsste, damit die Fans sich kaputt lachen können (lacht).
Auf eurem aktuellsten Album „Red Box” habt ihr ja tatsächlich mal einen Cover-Song mit dabei...
Ja, zum ersten Mal nach 18 Jahren...
Genau! Ihr habt „Survivor von Destiny's Child gecovert, seid aber eigentlich sonst keine Fans von Cover-Nummern auf Alben, oder?
Es gibt schon ein paar gute Cover-Nummern, aber es ist auch oft so, dass eine Band, die wenig erfolgreich ist und dann mit einem Cover Erfolg hat, schnell wieder weg ist. Deswegen wollten wir das nie machen. Bei „Survivor” war es ein kleiner Zufall. Das ist mir auf dem Weg zum Proberaum eingefallen. Wir saßen alle im Auto und ich hatte die Idee aus Spaß. Wir haben den Song dann eingespielt im Proberaum und das war eigentlich geil, da es uns ja auch schon seit 18 Jahren gibt und so viele Bands neben uns sind „gestorben” , wenn man das so sagen darf. Manche kommen wieder, manche aber auch nicht mehr...und wir sind immer noch da nach den ganzen Erfolgen und Misserfolgen, die wir hatten. Einen richtigen Hit hatten wir ja nie, aber wir sind konstant dabei und haben Vieles überlebt. Deswegen passt der Song ganz gut zu uns.
Im Februar steht eurer 1000stes Konzert an, das jetzt schon ausverkauft ist. Ist da eine Live-DVD oder ein Live-Album geplant?
Ja, das ist geplant. Wir werden definitiv das Konzert aufzeichnen mit Kameras, und Ton natürlich, und würden gerne daraus eine DVD machen.
Das hört sich doch gut an. Zu guter Letzt noch eine persönliche Frage: Du hast auch gerade mit dem Rauchen aufgehört, oder? Klappt das gut?
Ich glaube, ich habe schon 4-5 Kilo zugenommen! Heute sind es schon 30 Tage. Ich habe nämlich so eine App auf meinem Handy und da kann ich genau gucken... Ich hab schon 93 Euro gespart! Geil, oder? (grinst) Das macht mir auch überhaupt keine Probleme. Es hat mir eh schon nicht mehr richtig geschmeckt, aber jetzt würde ich am liebsten ständig essen. Auf der anderen Seite bewege ich mich ja aber auch viel. Ich bin zwar pummelig, aber fest (grinst)!


Foto: Friederike Schmalstieg

Donnerstag, 29. Juli 2010

Jakob Sinn von Revolverheld im Interview: "Wir sind auch mal sensibel..."

Jakob-SinnDie Hamburger Band Revolverheld ist längst kein Geheimtipp mehr und wer die Band einmal live gesehen hat, weiß, warum. Derzeit sind die Jungs mit ihrem dritten Longplayer “In Farbe” unterwegs. Vor ihrem Auftritt beim DEICHBRAND-Festival in Cuxhaven/ Nordholz sprach Schlagzeuger Jakob Sinn mit mir u. a. über Aktuelles, musikalische Vorlieben und einen nicht vorhandenen Plan B.

Ihr bringt jetzt eure neue Single “Keine Liebeslieder” raus. Das Video dazu ist ja fast ein bisschen brutal. Wer hatte die Idee dazu? Wie war der Dreh?
Ja, genau. Die Single kommt Ende des Monats raus. Die Idee zu dem Video hatte der Regisseur Johannes Grebert, mit dem wir auch schon die letzten beiden Videos gemacht hatten und...ähm...ja es ist schon ein bisschen brutal, aber naja... Am Ende haben sie sich ja doch wieder lieb (grinst). Es ist schon ein drastischer Schluss-mach-Song, das stimmt schon. Man sollte das aber nicht ganz so Ernst nehmen. 1:1 ist es dann bei uns doch nicht so passiert. (lacht)

Der Text basiert also nicht auf eigenen Erfahrungen von euch?
Nicht wirklich. Ich glaube aber, dass jeder die Situation kennt, wo eine Beziehung relativ schnell und drastisch vorbei ist. Das ist ja manchmal auch besser, als wenn sich das so lange hinzieht und man kommt doch nicht mehr auf einen Nenner. So ist der Song gemeint und das Video ist ein bisschen überspitzt.

Männer sprechen über Gefühle: Bei euch normaler Alltag?
Och ja, also in unseren Songs sprechen wir ja über Gefühle und das tun wir privat auch. Es gibt zwar das Klischee, dass Männer nicht über Gefühle reden können, aber wir kriegen das - glaube ich - ganz gut hin. Wir sind auch mal sensibel und hauen nicht immer nur drauf. (grinst)

Wer von euch wäre denn der absolute Traumschwiegersohn aller Mütter?
Der absolute Traumschwiegersohn? Oh ha, das ist schwierig! Wir sind ja alle so unterschiedliche Typen... Ich denke, es kommt auf die Schwiegermutti drauf an. (lacht)

In einem anderen Interview habt ihr gesagt, eure Musik ist gereift. Wie sieht es denn mit euren Fans aus? Reifen die mit?
Ja, du sprichst das genau richtig an. Wir sind natürlich als Band gewachsen und jeder für sich ist als Persönlichkeit älter geworden. Ich bin ja der letzte, der noch nicht 30 ist, bin aber dieses Jahr auch noch dran. Ja, und genauso ist das mit unserem Publikum auch. Am Anfang waren vielleicht noch mehr Teenies bei unseren Konzerten. Heute hört man uns im Alter von 12 bis 55 oder noch älter. Das ist also echt eine sehr bunte Mischung und wahrscheinlich ist im Schnitt heutzutage der Student bei uns auf den Konzerten. Diese bunte Mischung macht uns auch ein bisschen stolz. Da ist scheinbar für jeden was dabei.

Revolverheld
Jakob, Johannes und Flo

Ihr plant auch eine Live-DVD, richtig?
Genau! Wir haben im April auf unserer Tour das Abschluss-Konzert in unserer Heimatstadt Hamburg auf DVD mitgeschnitten. Das erste Mal in unserer Revolverheld-Karriere! Wir sind schon sehr gespannt, wissen aber noch nicht genau, wann das Ding erscheinen wird. Wir sind ja sehr begeistert gewesen vom Konzert. Den Mitschnitt haben wir noch gesehen, aber wir denken, dass das auf jeden Fall auch bildlich ganz gut aussehen könnte. Wenn alles klappt, kommt die DVD dieses Jahr noch raus.

Nun sagen andere Künstler ja immer wieder, dass man mit so einer DVD nicht viel verdienen kann...
Das kann gut sein, dass man damit nicht unbedingt so viel Geld machen kann, aber darum geht’s ja auch nicht immer. Für uns ist es einfach eine geile Erinnerung an dieses Konzert und viele unserer Fans sagen auch schon seit Jahren zu uns: “Mensch Jungs, bringt doch mal eine DVD raus!” Wir wollten das auch tierisch gern und jetzt hat das endlich geklappt. Ob da jetzt für die Plattenfirma so viel Geld bei rumkommt, ist UNS eigentlich egal. (lacht)

Mit wem würdet ihr gern mal einen Feature-Track aufnehmen, wenn ihr die Möglichkeit hättet?
Oh, gute Frage... Wir sind ja Kinder des Grunges und da würden wir uns natürlich freuen - auch wenn es total utopisch ist - wenn wir da mal einen Eddie Vedder von Pearl Jam kriegen könnten. Du, da würden wir echt nicht nein sagen, aber...naja, mal gucken (grinst).

Ihr könnt ja mal anfragen. :-)
Stimmt, das könnte man mal machen. Fragen kostet ja nichts.

Und wenn dann in ein oder zwei Jahren ein Track mit ihm auf eurem neuen Album ist...
..dann sprechen wir uns wieder! Auf jeden Fall! (lacht)

Ein Plan B wäre für euch...?
Es gab eigentlich nie wirklich einen Plan B für uns. Wir haben zwar eigentlich alle irgendwann auch mal studiert, aber ich glaube, wenn das mit der Musik jetzt nicht in dieser Form geklappt hätte, wären wir trotzdem auf irgendeine Weise mit der Musik verbandelt geblieben.

Wie? Hat denn keiner von euch fertig studiert?
Doch, unser Sänger Johannes hat sein Studium abgeschlossen. Alle anderen haben dann irgendwann gesagt: “Das wird jetzt schwierig.” Es ließ sich zeitlich einfach nicht mehr mit der Musik vereinbaren und dann haben wir das abgebrochen.

Was hast du denn studiert?
Ich habe Kulturwissenschaften in Lüneburg studiert. Da hatte ich als Hauptfächer BWL und Musik. Das war dann also eher so die Musikbusiness-Seite und weniger die kreative.

In eurem Tourbus hört ihr gerade...?
Bei dem Wetter halten wir uns natürlich möglichst wenig im Bus auf, aber sonst hören wir wirklich relativ viel unterschiedliche Musik, also von Pop, Rock bis hin zu Elektrosounds und Hip Hop. Letztens haben wir zum Beispiel mal die aktuelle Roots-Platte Backstage aufgelegt. Also einmal alles Querbeet, bitte!

Du hörst auch Damien Rice, oder? Den kennen hierzulande ja leider doch immer noch recht wenige...
Jaaa genau, Singer/Songwriter-Zeug hör ich auch superviel. Ist das echt immer noch so, dass den so wenige kennen? Dann mal an die Leute da draußen: Damien Rice hat zwei wunderbare Platten gemacht und arbeitet Gerüchten nach gerade an seinem dritten Album. Einfach mal reinhören!

Gibt es noch etwas, was du den Lesern unbedingt noch mitteilen möchtest?
Ja, liebe Leser, hört doch mal in unsere neue Platte “In Farbe” rein. Das ist eine sehr bunte Mischung aus Rock-Pop-Songs mit sehr positiven Texten. Wir haben lange dran geschrieben. In der ganzen Rezession war ja immer schlechte Stimmung und wir haben ein Album dagegen geschrieben, quasi um aus der Krise was Positives mitzunehmen und wen das anspricht: Einfach mal reinhören!


Fotos: Schmalstieg

Donnerstag, 3. April 2008

Oldschool, Baby! - Interview mit Kurtis Blow, der Sugarhill Gang, DJ Grandwizard Theodore und Mele Mel

Interview2Flensburg, 09.03.2008 – Hip Hop gehört zu den heute weltweit größten Jugendkulturen überhaupt. Entstanden ist das Ganze, basierend auf den vier Elementen Rap, DJing, Grafitti und Breakdance, Mitte der 70er in den New Yorker Bronx. Während ursprünglich sehr viel Positives in dieser Kultur zu finden war, ist das heutige Bild von HipHop - gerade durch die Medienberichterstattung - extrem verzerrt worden. Im Rahmen ihrer Europa Tour hatte ich die Gelegenheit mich mit den Pionieren von damals unterhalten zu können, nämlich mit Kurtis Blow, der Sugarhill Gang, Grandmaster Mele Mel und DJ Grand Wizard Theodore. Vor ihrem Auftritt im „Roxy“ nahmen sie sich die sympathischen Oldschooler jede Menge Zeit um mit uns über Hip Hop damals und heute, ihr neues Projekt und vieles mehr zu sprechen.

Kurtis, Du bist der erste MC überhaupt, der weltweit Erfolg hatte. Wie war das damals für Dich?
Kurtis: Es war eine Gabe Gottes und ich sage „Gott sei Dank“. Das Reisen in verschiedene Städte, die ganzen Kameras und die Tatsache dass ich der erste war, der aus dem Ghetto, aus Harlem, kommt und es geschafft hat, war total neu und faszinierend. Ich war damals ja erst 19! So muss sich ein Fisch fühlen, der zum ersten Mal aus dem Wasser kommt. Es war die beste Zeit meines Lebens!

Ihr seid ja quasi Legenden für eine gesamte Jugendkultur. Was für ein Feeling ist das?
Master Gee: Es ist ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass man etwas verändert hat und eine neue Form des Ausdrucks geschaffen hat.
Mele Mel: Ich schließ mich da an. Für jemanden der aus Bronx kommt, ist das schon toll, wenn man etwas mitkreiert hat, wo heute viel Geld mit verdient wird und sooo viele Leute involviert sind. Wenn Du Dir andere Genres anguckst, dann leben die meisten, die das kreiert haben, gar nicht mehr. Aber beim Rap sind fast alle noch am Leben und das macht das Ganze so wichtig!

Glaubt ihr, dass man die Hip Hop-Kultur in irgendeiner Form als Weiterentwicklung der Civil Rights Movements der 1960er ansehen kann?
Kurtis: Definitiv! Und wenn es in den letzten 30 Jahren der HipHop-Kultur nicht so war, dann wird es auf jeden Fall in näherer Zukunft so sein.
Mele Mel: Menschen hatten nicht das Recht zu wählen oder dort zu essen, wo sie wollten. Malcom X, Martin Luther King und andere haben da etwas verändert. Ich denke, was HipHop für junge Menschen getan hat, ist, dass ihnen eine Stimme gegeben wurde. Sie können sagen, was sie sagen möchten. Das ist zwar nicht immer gut, aber sie haben eben jetzt durch Hip Hop die Möglichkeit sich mitzuteilen und überall in der Welt gehört zu werden.
Kurtis: Da habe ich auch ein gutes Beispiel! 2001 war ich im Mittleren Osten und habe dort 20 Shows gemacht. In Pakistan habe ich mich mit einem Wachmann unterhalten und der hat mir von einer Rap-Crew aus Palästina erzählt. Diese Gruppe, die Texte über ihre Leute und deren Notlage rappt, ist eine der meistgespielten Gruppen in Israel. Das ist die Macht von HipHop!

Es ist ja auch eine Form von weltweiter Kommunikation unter Jugendlichen.
Kurtis: Ja, aber es kann auch das Gegenteil da sein. Ich habe kürzlich gehört, dass es auch Skinheads gibt die rappen.
Master Gee: Das ist immer das Problem, wenn etwas so öffentlich ist. Es kann von jedem verwendet werden, der dazu Zugang hat.

Was denkt ihr über die Situation von HipHop heute? Viele Jugendliche wissen ja gar nichts mehr über die Anfänge, obwohl sie sich mit der Kultur identifizieren.
Mele-MelMele Mel: Hip Hop heute ist nicht mehr wirklich Hip Hop, sonder eher kommerzieller Rap. Ursprünglich ist es eine von Musik angetriebene Kultur, die aus verschiedenen Elementen wie Rap, DJing, Breakdance und Graffiti besteht. DAS ist Hip Hop! Und wenn da jemand auf einer Platte rappt, dann ist das genau das: eine Rap-Platte. Und das hat überhaupt nichts zu tun mit der Kultur! Da ist nichts Falsches an dem, was jetzt musikalisch da ist, aber… Das Image dieser Musik ist nun eher negativ und um das ein bisschen positiver rüberzubringen, nennen sie es Hip Hop, obwohl es eigentlich Gangsta-Rap oder Crunk ist. Da ist ja ein großer Unterschied zwischen diesen Musikrichtungen und der Kultur. Sie nennen das aber einfach HipHop und setzen somit die Kultur in ein schlechtes Bild. Gangsta Rap ist nichts Positives, aber die Kultur hat eigentlich NUR Positives. Das Ganze fing an zu einer Zeit der Gangs. Jeder war damals in den 70ern in einer Gang, so wie auch Kurtis und ich. Wir waren zusammen in der gleichen Gang bevor wir Musik gemacht haben. Als wir anfingen, gab es viele negative Sachen in den Straßen und durch Hip Hop haben wir all unsere Energien in etwas Positives umgewandelt. Heute machen die Leute genau das Gegenteil. Sie nehmen etwas Positives, packen dort alle negativen Dinge rein wie Dope verkaufen, Gewalt untereinander, schlecht über Frauen reden und das nennen sie dann Hip Hop. Aber das ist es nicht! Da laufen also einige Sachen schief mit der Musik heute. Sie stehlen eine Kultur und respektieren diese einfach nicht mehr. Du kannst nicht sagen „Hey, ich bin Hip Hop, aber ich weiß nicht wie das alles anfing“. Denn wir reden hier von einer Kultur und eine Kultur hat sich in der Vergangenheit entwickelt. You have to pass it on and you have to keep passin’ it on!

Hip Hop könnte ja auch durchaus als pädagogisches Hilfsmittel eingesetzt werden. Was haltet ihr davon, wenn Lehrer diese Kultur nutzen um Jugendliche zum Lernen zu bringen?
Master-GeeMaster Gee: Ich finde das gut! Hip Hop ist eine Form von Ausdruck. Wenn ich mit jemandem kommunizieren möchte, muss ich ein Level finden auf dem man sich versteht. Hip Hop macht das und bringt Leute wie uns zusammen. Wir haben auf dem Weg hierher noch darüber gesprochen, dass die meisten unserer Fans in dem Alter unserer Kinder sind. Das ist eine gute Sache! Und dann haben wir natürlich noch Fans, die von Anfang an dabei sind und die werden auch unsere Fans bleiben, weil unsere Musik sie an eine sehr gute und inspirierende Zeit in ihrem Leben erinnern. Das ist ja auch der Grund, weshalb wir diese Tour machen. Wir versuchen, die Kluft zwischen den alten und den jungen Fans zu überwinden. Die meisten von ihnen würden uns wohl nicht erkennen, wenn wir ihnen begegnen, aber sie kennen unsere Musik. Durch die Tour geben wir ihnen die Gesichter zu der Musik und versuchen die Message rüberzubringen. Wenn ein Lehrer smart ist und zu unserem Konzert kommt, dann ist das eine gute Sache. Let me get what they live! Wenn ich zum Beispiel ein Politiker bin, der nur einmal ins Ghetto geht um Stimmen zu sammeln, ist das unglaubwürdig. Wenn ich aber regelmäßig ins Ghetto komme, ist es was anderes, weil ich weiß was die Leute fühlen. So ist das auch mit HipHop. Wenn da ein Lehrer ist, der weiß um was es geht, dann kann er das durchaus sinnvoll für den Unterricht nutzen.
Kurtis: Ich habe auch zwei sehr gute Beispiele dafür, dass das funktioniert! In Amerika gibt’s zum Beispiel einen Mathe-Lehrer, der Matheformeln in Rap-Form unterrichtet. In einem Test müssen die Kids dann diesen Rap präsentieren. Die Schüler denken natürlich „Oh, ich werde im Rappen getestet!“. Eigentlich geht es aber um den Inhalt, den sie sich automatisch aneignen.
Kurtis-BlowUnd dann gibt’s da noch eine Middle School in Queens, welche auch Russel Simmons besuchte. Diese Schule hatte eine Zeit lang einen ziemlich schlechten Ruf, da dort viele Gangs waren und die Eltern sich nicht um die Kinder gekümmert haben. Aber dann kam da ein Schulleiter, der das ganze Schulkonzept so verändert hat, dass er Rap und Hip Hop mit eingebracht hat. Heute machen die Kids da CDs und drehen Videos. Sie sind stolz auf ihre Schule, weil es die „HipHop Schule“ ist und wenn man sich gut benimmt wird man Teil der Crew, die rappt. Diese Schule ist nun so effektiv, dass 80-90 % der Schüler das nächste Schullevel erreichen. Die Lehrer rappen dort sowohl im Mathe als auch im Geschichtsunterricht, ebenso wie in anderen Fächern. So lernen die Kinder viel besser und vor allem leichter. Und das in einer Schule, die von Gangs beherrscht wurde. Das ist der Beweis, dass es positiv ist, die Hip Hop-Kultur in den Unterricht mit einzubinden.

Man kann ja auch wirklich alle Elemente der Kultur in den Unterricht einbeziehen...
Master Gee: Ja, absolut! Die gesamte Kultur ist da sehr effektiv.
Kurtis: Theodore unterrichtet übrigens auch.
ich-und-Theodore Theodore: Ja, Jam Master Jay – Gott segne ihn! – hat vor seinem Tod die Scratch Academy gegründet. Wir unterrichten dort das DJing, also wie man richtig mit den Turntables umgeht und das ganze Drumherum. Jeder kann zu uns kommen. Möchtest Du DJane werden? Wir unterrichten Dich! (er schmunzelt) Das ist keine HipHop-Schule, sondern eine Musikschule für verschiedene Musikrichtungen. Viele DJ-Champions haben bei uns gelernt, zum Beispiel DJ A-Trak, der Tour-DJ von Kanye West… Ich bin sehr glücklich Teil von etwas zu sein, das größer ist als ich!

Apropos groß, wie kommt es, dass ihr auf Eurer Tour in so kleinen Clubs auftretet, wie zum Beispiel hier in Flensburg?
Master Gee: Es geht um den engen Kontakt zu unseren Fans. Jeder von uns ist bereits durch hunderte von Städten getourt und der Grund weshalb sich die Leute an uns erinnern ist genau das. Da kommen manchmal Leute zu uns mit Platten, die sie vor 20 Jahren gekauft haben. Außerdem ist das die beste Werbung, die man machen kann. Wir haben ja auch zusammen ein Album produziert, wo die Klassiker drauf sind, neues Material von jedem von uns und Sachen, die wir zusammen gemacht haben. Die beste Möglichkeit diesen positiven Hip Hop zu verbreiten ist natürlich die, das Stadt für Stadt, Mann zu Mann, Autogramm für Autogramm und so zu machen. Man kann das Album übrigens schon kaufen undzwar direkt bei uns. Wie oft kommt das vor, dass ein HipHop-Artist 3000 Meilen fliegt, um den Fans eine dreistündige Show zu bieten und danach seine CDs selbst an die Leute zu verkaufen und sie auf Wunsch zu signieren? Wir wollen den Leuten etwas bieten, worüber sie mit ihren Freunden sprechen können. Und das werden sie nicht so schnell vergessen!

Du hast ja schon das neue Album erwähnt. Könnt Ihr mir da noch etwas mehr darüber erzählen?
Kurtis: Ja, die CD heißt „The Big 3“ und ist von uns gemeinsam produziert worden, also ein komplett neues Album. Wir haben auf der einen Seite ein paar von unseren Oldschool-Klassikern drauf, denn in der HipHop-Geschichte stammten die ersten drei großen Rap-Songs von uns, nämlich „Rapper’s Delight“ von der Sugarhill Gang, „The Breaks“ von mir und „The Message“ von Mele Mel und den Furious Five. Das ist nicht von der Hand zu weisen, sondern die absolute Wahrheit! Neben den Klassikern sind aber auch acht oder neun brandneue Songs von uns allen drauf, zum Beispiel der „Myspace-Song“. Das ist ein echt cooler Track!
...

Fotos: Friederike Schmalstieg
Das komplette Interview könnt Ihr demnächst lesen auf: www.con-swing.de

Samstag, 31. März 2007

Pohlmann - Rabauke oder Prinz?

Pohlmann3-2-1Bei Pohlmann kann man wohl wirklich von einem Ausnahme-Musiker sprechen. Laut Bio fing er mit dem Singen an, als er Fahrrad fahren lernte. Nach dem Hauptschulabschluss machte er bei seinem Vater eine Maurer-Lehre, aber das war nie so recht sein Ding. Nach dem Zivildienst ging er dann nach Münster um dort sein Abi nachzuholen und später zog es ihn nach Hamburg, wo er als Musiker Karriere machen wollte. Dort wurde dann kein geringerer als Henning Wehland von H-BlockX auf ihn aufmerksam und er hatte einen Plattenvertrag in der Tasche. Die erste Auskopplung "Wenn jetzt Sommer wär" war im vergangenen Jahr einer der Sommerhits und kürzlich belegte Pohlmann mit seiner aktuellen Single "Mädchen und Rabauken" Platz 5 beim Bundesvision-Song-Contest. Der sympathische Singer/Songwriter mit der markanten Stimme ist also in der Musikszene kein unbeschriebenes Blatt mehr und auch seine Live-Qualitäten haben sich bereits rumgesprochen. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass das Flensburger MAX restlos ausverkauft war, als Pohlmann auf dem Programm stand. Ich hatte dort die Gelegenheit mit ihm über sein neues Album, die Liebe und andere Dinge zu sprechen. Hier ein Auszug aus dem Interview:


Wenn man Deine Bio so liest, schwingt da ja unterschwellig so ein bisschen das Motto „Leb Deinen Traum“ mit. Ist das Dein Lebensmotto?

Das mit diesem „Leb Dein Traum“ ist immer so 'ne Sache… Man träumt von verschiedensten Dingen. Da sind gute und schlechte Sachen mit dabei und bei mir ist das so, dass sich das einfach durchgesetzt hat. Da ist eine starke Kraft in mir, die viele große Hindernisse überwunden hat und das musste so kommen. Klaus Kinski haben sie mal gefragt, ob er sich mit der Schauspielerei einen Traum erfüllt hat und darauf antwortete er: „Du bist Schauspieler oder nicht. Da gibt’s keine Traumerfüllung. Das geht nicht anders“. Und so empfinde ich das eigentlich auch.

Also sagst Du eher, das war mehr oder weniger vorbestimmt?

Schwierig… Vorbestimmtheit ist ja immer so ein Thema…

Ich weiß ja nicht, ob Du an so was glaubst…

Ich weiß nicht viel darüber. Sagen wir mal so… Ich kann nur sagen, dass ich von meiner Mutter viel mitgekriegt habe, was Gedichte schreiben und singen angeht. Sie hat mir, als ich Kind war, immer die Drei-Groschen-Oper/Mackie Messer vorgesungen und solche Sachen. Und so hab ich, glaube ich, eine Menge von ihr mitgekriegt.

Du bist ja Wahlhamburger. Wieso ausgerechnet Hamburg?

Die Musikszene war einfach sehr verlockend da. Hab ja erst in Paderborn so’n bisschen Musik gemacht, aber das war dann schnell nicht mehr mein Ding. In Münster hab ich mit zwei verschieden Bands Rock’n’roll und Grunge gemacht und eine dritte Band gab’s in Osnabrück. Ich hab irgendwie gemerkt, das wird nicht so, wie ich mir das vorstelle und dann bin ich nach Hamburg gegangen. Dort hab ich eine Unmenge an Musikern und Künstlern getroffen und ziemlich schnell eine Band gegründet damals…
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Wie hieß die?

Goldjunge. Die ist aber gefloppt und dann hab ich gemerkt, dass das auch nicht so wirklich mein Ding war. Das war nur was anderes als das, was ich vorher hatte, aber nicht das, was ich wirklich will. Und dann bin ich jetzt eigentlich zu meinen Wurzeln wieder zurückgekommen und hab wieder so Tracy Chapman, Bob Marley, Cat Steven oder Roachford sehr im Visier zurzeit…

In Deiner Bio steht ja, dass sich Deine Musik irgendwo zwischen Ben Harper und Jack Johnson bewegt. Das wird ja dann immer wieder gern aufgegriffen und Du wirst als „deutscher Jack Johnson“ betitelt. Nervt Dich das manchmal? Oder fühlst Du Dich da eher geehrt?

Also ein Stück weit fühlt man sich auf jeden Fall geehrt, weil Jack Johnson ja wirklich eine fantastische Musik auf den Plan gerufen hat und auch diese Singer/Songwriter-Geschichte in Deutschland ein bisschen mit angeschoben hat Das ist auch ein schönes Niveau so zum anhören. Von daher ist es irgendwie schon eine Ehre. Ansonsten braucht der Mensch Schubladen. Ich mach sie auch ständig auf. Wenn mich jemand fragt „Wie ist der oder der?“, dann sag ich auch „Ja, der ist so wie der und der“. Letztendlich muss man sich das anhören. Wenn man sich meine Platte anhört, dann sieht man auch, dass das nicht alles nur Jack Johnson ist, sondern auch Damien Rice, Tracy Chapmann, Ben Harper ganz stark und auch Bob Marley. Aber das hört man nicht. Man muss nicht Reggae machen, um Bob Marley-Einflüsse zu haben. Er ist,finde ich, zusammen mit Peter Tosh der größte Popper. Die haben nicht dieses selbstverliebte Reggae-Ding am Start. Die haben einfach grandiose Melodien, genau wie Coldplay. So was beeinflusst mich, auch wenn die Musik eine andere ist.
(...)

Das komplette Interview könnt Ihr lesen auf:

www.con-swing.de

Fotos: Friederike Schmalstieg

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Kiki25 - 16. Okt, 22:48
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Jenny (Gast) - 2. Jul, 20:50
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Freut mich, dass dir mein Artikel und die Bilder gefallen!...
Kiki25 - 23. Jun, 00:36
Richtig
Stimme voll zu! War ein Super Abend und Super Auftritte....
Jenny (Gast) - 22. Jun, 23:19

Checkt mal den Sound!



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